Beschaulicher Advent? Bescheuerter Advent!

Jedes Jahr nehme ich mir vor, die Adventszeit in vollen Zügen zu geniessen. Nicht nochmals alle Leute treffen, alle Emails beantworten, und auch sonst ALLES erledigen. Nicht so zu tun, als würde am 24.12. die Welt untergehen!

Diesmal will ich mich auch wirklich an die Abmachung halten: KEINE Geschenke für die Erwachsenen. Dafür werde ich ganz "da" sein für meine zwei Kinder.

Von der Schule kommen sie recht angespannt nach Hause. Definitiv ferienreif. Ist Backen echt eine gute Idee heute? Aber sie haben sich schon so drauf gefreut! Und ihrer kleinen Freundin haben wir's auch versprochen.

"Sei jetzt mal die coole, geduldige, feinfühlige Mama", ermahne ich mich, vergeblich.

Rasch versinkt die Küche in einer Mehlwolke.  Bergeweise Teig, Ausstechförmchen, Deko ohne Ende, doch schon beginnt das Gezanke: wer sticht den Igel aus, wer den Zimtstern? Wer darf den Zitronenguss anrühren, wer hat mehr pinke Glitzerkugelverziehrungen, wer bekommt die meisten Plätzchen? Kinder, Kinder, bitte!

Aber auch ich meckere auch um einiges mehr, als mir lieb ist. Zur nervlichen Beruhigung verputze ich die restliche Kouvertürenschokolade und spendiere mir Kaffee Nr. 2, trotz Kaffeeverbot. Wo bleibt meine Gelassenheit, die ich mir heute morgen noch an-meditieren wollte?

Weihnachten ist das Fest der Liebe, bei dem wir an alle anderen denken und versuchen, es für alle schön zu machen. Wir vergessen, dass die Liebe auch uns selbst umfassen darf. Vor allem Mütter betrachten Selbstfürsorge als nice to have, vielleicht sogar als Luxus. Mein Partner, die Kinder, unsere Zimtsterne - alles ist wichtig, nur ich bin's nicht!

Tatsächlich ist's aber so, dass wir Anderen nur geben können, was wir selbst haben. Wenn Energie und Lebenslust erschöpft sind, können wir sie auch nicht weitergeben. Klar, niemand brennt von einem Tag auf den anderen aus. Erschöpfung schleicht sich langsam ein, indem wir über längere Zeit unsere Bedürfnisse ignorieren: nach Verbundenheit, Selbstwirksamkeit, Entspannung.

Wie wär’s, liebe Mütter, wenn wir’s mal andersrum probieren? Wenn meine weihnachtliche Nächstenliebe bei mir selbst anfängt, und von dort immer weitere Kreise zieht? Selbstfürsorge bedeutet, anderen sein Bestes zu geben und nicht das, was von einem übrig ist!

Damit wünsche ich Euch einen fröhlichen, entspannten Advent!

Constanze