Ist ja reizend....
Reizdarm ist die Diagnose die übrig bleibt, wenn die Ärzte bei chronischen Verdauungsbeschwerden nichts finden.
Reizdarm ist ein "Syndrom", weil es eigentlich keinen diagnostizierbaren körperlichen Ursprung hat. Allerdings leiden 10-20 % der Menschen (mehr Frauen als Männer) unter teilweise sehr schweren Symptomen, wie Bauchschmerzen und abnorme Stuhlgewohnheiten (Verstopfung, Durchfall oder eine Mischung aus beidem) sowie Blähungen, Völlegefühl oder übermäßige Blähungen.
Wenn Du unter diesen Symptomen leidest, ist es wichtig, zunächst alle möglichen körperlichen andere Ursachen auszuschliessen. Dazu gehören
- Zöliakie (Glutenunverträglichkeit),
- Laktoseintolleranz,
- Fruktoseintolleranz,
- Hystaminsensitivität
- Ein Ungleichgewicht der Bakterien und Hefen im Darm
- Eine verschleppte Infektion
- eine Unterfunktion der Gallen oder Pankreasfunktion (sodass nicht genau Verdauungsenzyme vorhanden sind).
Wenn nichts dergleichen diagnostiziert wird, werden oft die «Nerven» verantwortlich gemacht. Manchen Patienten werden Psychopharmaka verschrieben. Und manchen helfen diese auch. Tatsächlich besteht ein enger Zusammenhang zwischen IBS und dem Stress-System des Körpers, denn die Aktivierung des sympatischen Nervensystems hat eine wesentliche Auswirkung auf die Darmtätigkeit. Der Darm kommuniziert über den mittlerweile berühmten Vagusnerv, ein zentraler Nerv des parasympatischen Nervensystems, mit dem Hirn– und zwar 80% zum Hirn und 20% vom Hirn zum Darm. Reizdarm hat daher mit grosser Wahrscheinlichkeit eine emotionale Komponente und Stressmanagment Massnahmen von Meditation, über Yoga bis Hypnose können sehr hilfreich sein. Ernährungsumstellung und Bewegung spielen allerdings ebenfalls eine zentrale Rolle, da meist entweder wirklich zu wenig Verdauungsenzyme vorhanden sind oder eine sog. «Disbiose» also ein Ungleichgewicht der Bakterien im Darm besteht.
Meiner Erfahrung nach handelt es sich beim Umgang mit Reizdarm um ein Puzzlespiel. Es lohnt sich also, verschiedenes auszuprobieren! Wahrscheinlich braucht es verschiedene Puzzleteile und nicht nur eine Einzelmassnahme, damit es Dir besser geht. Ich möchte Dir im folgenden mögliche «Puzzleteile» vorstellen:
- die Functional Medicine Eliminations Diät: hier lässt man über mindestens 21 Tage alle Nahrungsmittel weg, die potenziell Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können. Dazu gehören Milchprodukte, Eier, Erdnüsse, Weizen, und Soya. Aber auch Zucker und koffeinhaltige Nahrungsmittel werden weggelassen, damit sich der Darm erholen kann und Entzündungen zurück gehen. https://www.ifm.org/news-insights/toolkit-heal-microbiome-ifm-elimination-diet/
- Die Fodmap-Diät wurde von der Abteilung für Gastroenterologie der Monash University wissenschaftlich entwickelt, um Menschen mit Reizdarmsyndrom bei der Bewältigung (nicht Heilung!) ihrer Symptome zu helfen. Bei dieser Diät meidet man bestimmte Arten von Kohlenhydraten, die so genannten "FODMAPs": fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. Ihre schlechte Absorption löst bei manchen Menschen IBS-Symptome aus. Da sie relativ klein sind, ziehen sie Wasser im Darm an. Wenn sie den Dickdarm erreichen, werden sie von den dort ansässigen Darmbakterien fermentiert, wodurch Blähungen entstehen. Dies führt zu den Symptomen des Reizdarmsyndroms: Blähungen, Völlegefühl, Schmerzen, Verstopfung und Durchfall. Zwei bis sechs Wochen lang werden alle Lebensmittel, die Fodmaps enthalten gemieden. https://www.monashfodmap.com/ibs-central/i-have-ibs/research/
- Darm-Hypnose, hat sich als sehr hilfreich bei Reizdarm erwiesen. Es gibt Studien aus UK, Österreich und seit neuestem auch von der Monash University, welche die Wirksamkeit der FODMAP diet mit Hypnose verglichen hat und herausgefunden hat, dass die Hypnose Intervention ebenso wirksam ist https://www.monashfodmap.com/blog/how-effective-is-gut-directed/
- Meditation, Yoga, Atmung und Entspannung können ebenfalls helfen, Symptome zu lindern.
Das Wichtigste ist, dass Du Deine Reizdarmsymptome als Einladung nimmst auf Deinen Körper zu hören.
Hier findest Du konkrete Tools und Apps für
Functional Medicine Elimination Diet
Die Foodmap App, die Dir die Logik hinter der Low Foodmap Diet sehr gut erklärt und Dir den Fodmap Gehalt jedes einzelnen Nahrungsmittels aufzeigt https://www.monashfodmap.com/ibs-central/i-have-ibs/get-the-app/
Monash Univeresity Nerva Hypnose App. Hier bekommst Du ebenfalls viele Infos zu IBS und zum Zusammenhang von IBS und Stress sowie täglich eine neue Hypnose, die Du auch nach Ablauf Deines Abos nutzten kannst. https://try.nervaibs.com/program/
Willst Du IBS besser verstehen?
https://www.monashfodmap.com/ibs-central/what-is-ibs/
Peter Whorwell “Take Control of your IBS: The Complete Guide to Managing Your Symptoms”
Volker Schmiedel “Alarm im Darm”.