Von der Veränderung zur Transformation – ein Tanz kein Krampf

Vor Kurzem schloss ich einen Kurs in Gesundheitscoaching ab. Über die Hälfte der Teilnehmenden war sehr zufrieden: sie hatten viel über Gesundheit gelernt, ihre eigenen Muster erkannt, neue, konkrete und hilfreiche Verhaltensweisen für ihren Alltag entdeckt.

Die anderen waren frustriert oder sogar enttäuscht. Sie hatten sich so viel vorgenommen, hatten so viele spannende Inputs erhalten und waren zwischenzeitlich so motiviert gewesen. Aber – sie hatten die guten Vorsätze nicht umsetzen können. Bei manchen waren Themen zum Vorschein gekommen, die zuerst betrachtet oder gelöst werden wollten. Für andere war  die momentane Lebensphase schlicht und ergreifend so stressig, dass für echte Veränderung keine Energie mehr  blieb.

Häufig fehlen meinen Klientinnen Information über die aktuellsten Ernährungsempfehlungen, über Bewegungsrichtlinien, oder darüber, wie wichtig Schlaf nun wirklich ist. Jedoch ist nachhaltige Veränderungen für die meisten von uns eine grosse Herausforderung. In einer idealen Welt würden wir einfach unserer inneren Weisheit vertrauen und den eigenen Ratschlägen folgen. Aber im echten Leben kommt uns immer wieder etwas dazwischen und lenkt all unsere Energie auf den Stress im Büro, die Ehekrise, finanzielle Sorgen, die Schulprobleme der Kinder.

Klar, wer will unter solchen Umständen noch an seinen Kaffeekonsum denken, oder an Dunkelheit im Schlafzimmer? Mir fällt es unter Stress oft schon schwer genug, zugewandt zu bleiben und anderen Menschen gut zuzuhören.

Wir vergessen häufig, dass Veränderung ein Prozess ist: zwei Schritte vor, einer zurück.  Wir erwarten ständig, konkrete, kurzfristige Ergebnisse zu erzielen. Unsere gesamte Arbeitswelt dreht sich um kurzfristige Erfolge. Und es ist oft schwierig kurzfristige Gewinne und soziale und ökologische Nachhaltigkeitsziele unter einen Hut zu bringen.

Auch bei unserem körperlichen, emotionalen und geistigen Wohlbefinden geht es um langfristige dauerhafte Wirkung. Man verstehe mich nicht falsch - es macht Freude und ist enorm motivierend, wenn wir mit kleinen, einfachen Veränderungen im Lebensstil massgeblich zu unserem Wohlbefinden beitragen können, wenn wir endlich besser schlafen, gelassener, sind, ein paar Kilo abnehmen, oder wieder über uns lachen können. Gott sei Dank gibt es ja diese Lebensphasen, in denen einfach alles fliesst und wir diese konkreten Erfolge tatsächlich erzielen!

Vielleicht sollten wir daher nicht von Veränderung sprechen, sondern von Transformation. Veränderung ist messbar: in EBId Entwicklung oder Kilos auf der Badezimmerwaage. Transformation hingegen ist subjektiv und braucht keine Zahlen, sondern Zeit, Hingabe und Gelassenheit. Transformation ist ein Buzzword, kann alles oder nichts heissen. Sie ist aber unverzichtbar, wenn wir in unserem Leben wirklich etwas ändern wollen. Machen wir also gelegentlich den einen Schritt zurück, dann wird unser Leben kein Krampf, sondern ein Tanz.