Wohlbefinden braucht Gleichmut und radikale Akzeptanz

Radikale Akzeptanz

Wenn wir wahres Wohlbefinden in unserem Leben finden wollen – die Leichtigkeit des Seins - uns selbst treu sein, unsere Gefühle zeigen, uns erlauben glücklich zu sein – kommen wir nicht umhin, uns mit unseren «Hindernissen», mit unseren inneren Blockaden und Mustern, die unseren Geist verdunkeln und einschränken, immer wieder zu konfrontieren.

Die Voraussetzung für diese Auseinandersetzung ist eine «radikale Akzeptanz» - wie es meine Lehrerin Tara Brach immer nennt - unserer eigenen Unvollkommenheit, sowie der inhärent unbefriedigenden Natur des Lebens. Um diese Unvollkommenheit akzeptieren zu können brauchen wir die Fähigkeiten, Liebe zu empfangen und zu geben, sowie Mitgefühl und Gleichmut uns selbst und dem Leben gegenüber. Über Liebe und Mitgefühl hören wir oft viel. Doch der «Gleich-Mut» kommt immer wieder etwas zu kurz. Sehen wir uns also an, was hier gemeint ist.

Gleich -Mut - upekka

Life shrinks or expands in proportion to one's courage.”

― Anais Nin

Das deutsche Wort Gleich -Mut ist sehr anschaulich: upekka ist der Mut, das Herz inmitten all dessen, was das Leben uns schenkt und uns zumutet, offen zu halten, frei von Vorurteil oder Mustern. Upekka ist der Mut zu akzeptieren, dass es Situationen im Leben gibt, in denen wir es einfach nicht perfekt hinbekommen, auch wenn wir uns noch so bemühen. Es bedeutet, dass wir unsere Verletzlichkeit, unseren Schwächen und Unzulänglichkeiten, sowie die an sich nicht zufriedenstellende Natur des Seins, als integralen Bestandteil des Lebendig-Seins akzeptieren und ihm mit einem wohlwollenden, liebevollen Herzen begegnen. Upekka ermöglicht es uns, alle Erfahrungen - Freuden und Sorgen - mit einer gleichermaßen geduldigen, freundlichen und mitfühlenden Haltung bewusst zu erfahren, ohne sie -unmittelbar - verändern zu müssen.

Peaceful heart

Gleichmut hat nichts mit Erdulden oder Gleichgültigkeit zu tun. Gleichgültigkeit wurzelt in Gefühllosigkeit und darin, nicht präsent zu sein mit dem, was ist. Gleichmut hingegen bedeutet, inmitten aller Dinge ein friedvolles Herz zu kultivieren, das alle Freuden und Sorgen der Welt mit Liebe aufnimmt. In einem friedvollen Herzen entstehen ganz natürlicherweise die Qualitäten des "erleuchteten Herzens" Bodhicitta : "Wenn das Bewusstsein friedlich und offen ist, ruhen wir in Gleichmut. Wenn unser friedvolles Herz anderen Wesen begegnet, füllt es sich mit Liebe. Wenn diese Liebe auf Schmerz trifft, verwandelt sie sich ganz natürlich in Mitgefühl. Und wenn diese gleiche offenherzige Liebe auf Glück trifft, wird sie zu Freude. Auf diese Weise spiegeln und verbinden die Brahmaviharas spontan die ganze Welt".(Kornfield, 2008, S. 387)

So erlaubt uns der Gleichmut, im Hier und Jetzt voll und ganz präsent zu sein, mit offenem Gewahrseins und somit in der Lage zu sein, die angemessenste Handlung zu tun.

Let it be!

What ever occurs in the confused mind should be regarded as the path…Chögyam Trungpa

Schließlich ermöglicht uns Gleichmut, zuzulassen und loszulassen. Wir wollen nichts erreichen, nichts richtig machen. Das Leben sein zu lassen ist der erste Schritt, um die Begrenzungen unseres Verstandes loszulassen. Während wir das Leben sein lassen, und das Gewahrsein offen halten, erkennen wir den starken Reflex des Geistes, etwas Stabiles, Dauerhaftes, Greifbares, Sicheres zu schaffen....in einem endlosen Kreislauf von Freude und Schmerz. Gleichmut ist eine Praxis, die es uns schließlich ermöglicht, Freiheit und ein offenes, mitfühlendes Herz inmitten allen Erlebens zu finden.

Wie Ram Dass so schön formuliert: Gleichmut führt nicht dazu, dass wir uns verändern, sondern dazu, dass wir die Dinge nicht mehr unnötig dramatisieren: All my neurosis are still there, I just don’t take them so seriously anymore. now they are just little schmuus. (Ram Dass, Becoming Nobody, kein Datum)

Übung

-       Was hält mich davon ab glücklich zu sein?

-       Was brauche ich eigentlich

-       Was tut mir wirklich gut?

-       In wie weit sind meine Sorgen berechtigt? In wie weit sind sie es nicht?